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Lebensmittelwertschätzung

Allein in Deutschland fallen jährlich etwa 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle an.

Diese entstehen entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette, also vom Anbau bis zu den Tellerresten der Endverbraucher*innen. Dabei sind mehr als 50 % der Abfälle auf den privaten Haushalt und etwa 17 % auf die Außer-Haus-Verpflegung zurückzuführen. Bei der Produktion und Verarbeitung von Lebensmitteln werden viele Ressourcen benötigt. Weniger Lebensmittel wegzuwerfen, trägt dazu bei, diese Ressourcen zu schonen. Zudem kann bares Geld gespart werden.

Wo entstehen Lebensmittelabfälle?

Weggeworfene Lebensmittel lassen sich in allen Bereichen der Wertschöpfungskette, vom Anbau über die Produktion und den Handel bis hin zu den Endverbrauchenden finden. Die Gründe dafür sind vielfältig, zum Beispiel:

  • durch Ernteverluste, falsche Lagerung, Schädlingsbefall oder eine zu geringe Abnehmerzahl beim Anbau.
  • durch Überproduktion, technische Probleme oder Transportschäden in der Industrie.
  • durch optische Ansprüche, Kundenwünsche wie auch Produktvorgaben im Groß- und Einzelhandel (z.B. „krummes Gemüse und Obst“).
  • durch schwer einschätzbare Nachfrage, falsche Lebensmittellagerung, sowie starre Portionsgrößen in der Gemeinschaftsverpflegung.
  • durch den Einkauf von zu großen Mengen an Lebensmitteln, falsche Lagerung oder Wegwerfen der Lebensmittel wegen eines abgelaufenen.
  • Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) ohne weitere (sensorische) Überprüfung im privaten Haushalt.

Der Zeitpunkt, bis zu dem die Qualität (z.B. Nährstoffgehalt, Geschmack, Farbe, Geruch) eines Produkts garantiert ist. Es beschreibt also den Tag, bis zu dem sich die Eigenschaften des Lebensmittels mindestens halten müssen. In den meisten Fällen sind sie noch lange darüber hinaus haltbar und unbedenklich für den Verzehr. Daher: Nicht direkt wegwerfen, sondern mit Augen, Nase und Mund prüfen, wie das Nahrungsmittel aussieht, riecht und schmeckt und dann entscheiden, ob es noch gut ist oder lieber entsorgt werden sollte.

Das Verbrauchsdatum hingegen bezeichnet den Tag, bis zu dem das Lebensmittel maximal verkauft und verzehrt werden darf. An diesem Tag endet die Haltbarkeit.

Dies betrifft schnell verderbliche Lebensmittel, die bei Überschreitung des Verbrauchsdatums gesundheitlich bedenklich sein können, z.B. rohes (Hack-)Fleisch und roher Fisch.

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.

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DGE-Qualitätsstandards

In den Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) wird die Reduzierung von Lebensmittelabfällen in der Gemeinschaftsverpflegung aufgegriffen ebenso wie eine gesundheitsfördernde und nachhaltigere Verpflegung gelingen kann.

Wie können weniger Lebensmittelabfälle in der Gemeinschaftsverpflegung produziert werden?

Das Speiseangebot in in der Gemeinschaftsverpflegung soll ausgewogen, gesundheitsfördernd, wohlschmeckend und vielfältig sein. Diese Anforderungen zu erfüllen und dabei so wenige Lebensmittelabfälle wie möglich zu produzieren, ist eine tägliche Herausforderung für die Mitarbeitenden. Deshalb ist es wichtig, Ursachen für die Lebensmittelabfälle zu identifizieren. Nur so können gemeinsam mit dem gesamten Team Maßnahmen zur Reduktion der Speiseabfälle erarbeitet und umgesetzt werden.

In der Gemeinschaftsverpflegung fallen Lebensmittelabfälle vor allem bei der Ausgabe (39%) oder als Tellerreste (40%) an. Folgende Maßnahmen helfen dabei, Lebensmittelabfälle zu reduzieren:

  • Erfassen Sie alle anfallenden Lebensmittelreste regelmäßig. Nur so erhalten Sie einen Überblick, wo Sie mit Maßnahmen ansetzen können, um die Abfälle zu reduzieren.
  • Fördern Sie ein gutes Schnittstellenmanagement. Durch die Vernetzung verschiedener Akteure wie dem Küchen-, Hauswirtschafts-, Pflege-, Betreuungs- und Servicepersonal können Ursachen der Lebensmittelverschwendung ermittelt werden.
  • Passen Sie die Produktionsmengen an die tatsächlichen Ausgabemengen an. Software-Programme können dabei helfen, benötigte Produktionsmengen bedarfsgerecht zu ermitteln.
  • Bieten Sie individuelle Portionsgrößen sowie Nachschlag- bzw. Einpackmöglichkeiten an.
  • Setzen Sie auch auf die Unterstützung Ihrer Tischgäste und motivieren Sie sie bspw. mittels Informationskampagnen dazu, die Tellerreste zu reduzieren.
  • Verwenden Sie nicht ausgegebene Reste kreativ im Speiseplan oder Buffet des nächsten Tages. Voraussetzung dafür ist, dass die gesetzlichen Hygienevorschriften eingehalten werden.

Was können private Haushalte tun, sodass weniger Lebensmittel verschwendet werden?

  • Schreiben Sie eine Einkaufsliste: Durch die richtige Planung vermeiden Sie, dass Sie zu große Mengen an Lebensmitteln kaufen.
  • Lagern Sie Lebensmittel richtig: Erkundigen Sie sich nach den richtigen Lagermöglichkeiten von Lebensmitteln, damit diese so lange wie möglich frisch und verzehrbar bleiben. Informationen dazu gibt es auf der Website des Bundeszentrums für Ernährung.
  • Nutzen Sie Ihre Sinne: Das MHD zeigt an, bis zu welchem Zeitpunkt eine unveränderte Qualität des Lebensmittels garantiert werden kann. Lebensmittel können auch nach Ablauf des MHD noch vollkommen verzehr- und genießbar sein.
  • Lebensmittel haltbar machen: Bei Lebensmittelüberschüssen können Sie diese z.B. durch Fermentieren, Einkochen oder Einfrieren haltbar machen und zu einem späteren Zeitpunkt verzehren.
  • Lebensmittel teilen: Haben Sie doch einmal zu große Mengen an Lebensmitteln gekauft, gibt es viele Organisationen, an die Sie diese weitergeben können. Dies ist auch mithilfe von verschiedenen Apps möglich. Auf der anderen Seite können Sie diese Angebote nutzen, um dort selbst Lebensmittel abzuholen und weiter zu verwenden. Alternativ tauschen Sie einfach mit Nachbarn und Freunden.
  • Reste verwerten: Wenn Sie verschiedene Lebensmittelreste zu Hause haben und nicht wissen, was für Gerichte sich daraus zubereiten lassen, können Sie sich bspw. von den Rezepten der Vernetzungsstelle Seniorenernährung und der DGE-Sektion Niedersachsen inspirieren lassen. Hier gibt es u.a. für Gemüsereste viele Ideen zum Ausprobieren. Oder nutzen Sie die App „Zu gut für die Tonne“ vom gleichnamigen Projekt des BMEL. Dort können Sie die Lebensmittel eingeben, die Sie noch zuhause haben und auf dieser Basis werden Ihnen Rezepte vorgeschlagen.

Lebensmittelwertschätzung in der  Niedersächsische Ernährungsstrategie

Niedersachsen hat 2021 eine eigene Ernährungsstrategie ins Leben gerufen, die sich für eine gesundheitsfördernde und nachhaltigere Ernährung vom Acker bis zum Teller einsetzt. Dafür wurden die folgenden fünf Handlungsfelder festgesetzt:

  • Gemeinschaftsverpflegung,
  • Ernährungsbildung,
  • Regionalität und Saisonalität,
  • Lebensmittelverschwendung und
  • Lebensmittelwertschätzung.

Für jedes Handlungsfeld wurden verschiedene Maßnahmen erarbeitet, die die Entwicklung hin zu einer nachhaltigeren und gesundheitsfördernden Ernährung unterstützen. Beim Handlungsfeld Lebensmittelwertschätzung fällt der Blick auf folgende Aspekte:

  • landwirtschaftliche Erzeugung,
  • Lebensmittelverarbeitung,
  • Verkaufsorte,
  • Gastronomie und
  • privater Konsum.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. - Zentrum für Ernährung und Hauswirtschaft

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Somit wird auch hier die Wertschätzung entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette betrachtet. Als Beispiele für Ansatzpunkte sind die Verbesserung von Tierwohl, die Einführung eines Klima-Labels auf Lebensmitteln, ein vermehrtes Marketing für Lebensmittel mit nachhaltigeren Eigenschaften (regional, saisonal, ökologisch, fair, tierwohlverträglich), die Anpassung von Portionsgrößen in der Gastronomie auf die Verbraucherbedürfnisse sowie die Aufklärung über die „wahren“ Kosten eines Lebensmittels für die Umwelt und die beteiligten Mitarbeitenden zu nennen.

Podcast “Zu Tisch, bitte!”

 Wirf weniger Lebensmittel weg! | Staffel 1

Jeder von uns wirft im Durchschnitt 78 kg Lebensmittel pro Jahr weg. Wo genau fallen diese Mengen an und welche Maßnahmen gibt es in Niedersachsen, um diese Lebensmittelverschwendung zu reduzieren? Erfahre, was du machen kannst, damit weniger Lebensmittel in der Tonne landen und wie du dich an niedersächsischen Aktionen beteiligen kannst. Du bist gefragt – werde Lebensmittelretter*in!

Anfangen lohnt sich – weniger Lebensmittel in der Gemeinschaftsverpflegung wegwerfen! | Staffel 3

In der Gemeinschaftsverpflegung werden alleine um die 1,9 Mio. t Lebensmittel weggeschmissen und damit der zweitgrößte Produzent von Lebensmittelabfällen. Doch wo genau fallen diese Reste in der Vollverpflegung an? Welche Maßnahmen unterstützen bei der Reduzierung von Lebensmittelabfällen? Und lohnt sich das überhaupt finanziell? Diese und weitere Fragen beantwortet unsere Gästin Malin Büttemeier vom Thünen-Institut in dieser Folge.

Weitere niedersächsische und bundesweite Aktionen sowie Initiativen gegen Lebensmittelverschwendung

Es gibt viele Aktionen und Initiativen, die sich gegen die Lebensmittelverschwendung und für mehr Lebensmittelwertschätzung einsetzen. Im Folgenden finden Sie eine Auswahl.

Niedersachsen:

Deutschlandweit: